Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Publikum!
„Wer glücklich ist wie wir, den ziemt nur eins: schweigen und tanzen!“ Das sind die letzten
Worte der Elektra in Richard Strauss’ gleichnamigem Meisterwerk. Das heißt nicht, dass die wortlose Bewegungskunst nicht beredt ist. Doch im Unterschied zu unseren Lippen vermag unser Körper nicht zu lügen.
Mit zwei Internationalen Ballettgalas, zwei Neuproduktionen und zwei Wiederaufnahmen laden das Ballett Dortmund und das NRW Juniorballett Sie ein, mental zu jenen Wahrheiten unserer Existenz vorzudringen, über die man reden kann, doch tanzen muss.
Die Dortmunder Erstaufführung von Jean-Christophe Maillots Inszenierung des Ballettklassikers
Romeo und Julia von Sergej Prokofjew offenbart die Mechanik des Verhängnisses von zwei
Liebenden, das nicht äußere Umstände verschulden, sondern aus guter Absicht erwächst.
Ebenfalls erstmals in Dortmund können Sie die international gefeierte Produktion Peer Gynt von
Edward Clug erleben, die ungemein aktuelle Parabel von einem jungen Mann, der seinem Glück
nachjagt, ohne zu gewahren, dass er es längst gefunden hat.
Mit dem Doppelabend Strawinsky!, der Edward Clugs fulminante Interpretation von
Le Sacre du Printemps und meine Inszenierung von Petruschka vereint, sowie mit Alexander
Ekmans fantastischer Kreation Ein Mittsommernachtstraum stehen zwei unserer Erfolgs-
produktionen der letzten Spielzeiten auf dem Programm.
Was wir wirklich empfinden, das kann das raffinierteste Gestenspiel nicht verbergen. Ob wir
wollen oder nicht, es paust sich durch. In postfaktologischen Zeiten vorschneller
Behauptungen, verbalen Kalküls und rechthaberischer Einfl üsterungen, kurz: in der Epoche der Verschlagwortung und Fakenews ist es geboten, zu schweigen und das Auge zum Ohr werden
zu lassen.
Tanz ist Wahrheit!
Ihr
Xin Peng Wang
Intendant des Ballet Dortmund
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