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„… Ich hoffe, mein Outing macht auch anderen heterosexuellen Balletttänzern Mut. …“

Ein WDR2 Funkspot - Was ist daran eigentlich witzig?
18.09.2016

Warum für einen Perspektivwechsel oft ein externer Anstoß notwendig ist! Am Beispiel des Ballett Dortmund.

 

Ein WDR2 Funkspot aus 2016 begann so:

„Ich hoffe, mein Outing macht auch anderen heterosexuellen Balletttänzern Mut. …“

Sie können sich vielleicht erinnern. Hier der vollständige Text:

„“.. Haaallooo, hier spricht Thomas – von Beruf Profi-Balletttänzer – hiermit oute ich mich in aller Öffentlichkeit: Ich bin hetero. Wisst ihr eigentlich, wie hart das ist? Du willst ’n kühles, Bier zischen – und musst stattdessen an ’ner Margarita mit buntem Schirmchen nippen. Du willst verblüfft sagen: »Ja, leck mich doch!« – und musst stattdessen sagen: »Hach Gottchen!« Ich hoffe, mein Outing macht auch anderen heterosexuellen Balletttänzern Mut.
Ach so... und Sascha, Schatz: Es ist aus.“

Mit Radio erreichen Sie immer die Richtigen. Radio. Geht ins Ohr. Bleibt im Kopf.“

Beim ersten Hinhören habe ich unwillkürlich gelacht (Warum eigentlich?), Sie vielleicht auch, aber nach dem letzten Satz blieb mir das Lachen schon im Halse stecken. Aber nicht deshalb, weil Thomas anscheinend doch schwul ist, sondern weil er meint, sich davon öffentlich distanzieren zu müssen.

Auf den ersten Blick wird hier die anscheinend weit verbreitete Vermutung kommuniziert, dass die meisten männlichen Tänzer schwul seien, und dass das ja eben nur ein Vorurteil sei, aber dann diese „Pointe“! Also doch kein Vorurteil!

Nun, ich weiß nicht, woher der Texter diese Infos hat. Obwohl konkrete und belastbare Zahlen fehlen, sind vermutlich auch in dieser Gruppe nicht viel mehr homosexuell als in anderen Gruppen, bzw. in der Bevölkerung Deutschlands, nämlich so geschätzte 5-10%.
Dass es „augenscheinlich“ mehr sind liegt mit Sicherheit u.a. daran, dass in den sogenannten kulturell/kreativ orientierten gesellschaftlichen Bereichen die Akzeptanz Homosexueller größer ist als allgemein üblich und diese ihre sexuelle Orientierung weniger verstecken (müssen) als in anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie bspw. in der Öffentlichen Verwaltung oder der Wirtschaft.

Aber selbst, wenn alle/viele Tänzer schwul wären, warum sollte man sich davon eigentlich öffentlich distanzieren?
Doch nur dann, wenn die Vorbehalte gegen Homosexuelle immer noch weit verbreitet wären, oder?

Also was ist an dem Spot eigentlich witzig? Auf den Schulhöfen ist „schwul“ immer noch oder schon wieder ein schlimmes Schimpfwort, das als Adverb/Adjektiv verwendet, dem zugehörigen Verb/Substantiv immer einen negativen Anstich geben soll.
Aber auch auf dem Golfplatz hört man bei einem nicht eingelochten Putt, bei dem der Golfball nur Zentimeter vor dem Loch liegen bleibt, nicht selten den Spruch „Was war das denn für ein Schwuchtelschlag?“ oder „… schwuchteliger Putt?“ Haha!

Okay, ich gebe zu, dass mir dieser Spruch auch schon über die Lippen gekommen ist.
Witze werden häufig auf Kosten bestimmter (Rand-)Gruppen gemacht, ob es nun Ostfriesen, Blondinen, Bayern, Preussen, …, sind, aber soweit ich weiß, wurden selbst unter der Naziherrschaft wegen dieser Gruppenzugehörigkeit niemand ins KZ gesteckt.
Oder gab es im deutschen Strafgesetzbuch seit 1872 einen Paragraphen, der diese Gruppenzugehörigkeit unter Strafe stellte, ähnlich dem §175? Nein!

Der §175 wurde allerdings erst 1994 (!!!) in Deutschland abgeschafft und Vorurteile und die Ablehnung Homosexueller sind heute noch gang und gäbe, nicht mehr so offen wie früher – man ist ja tolerant – aber ansonsten …

Heinz-Jürgen Fey

 

 

 




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